Die Regierung de Klerks beschließt 1990 die Freilassung des seit 27 Jahren inhaftierten Bürgerrechtlers Nelson Mandela. Der African National Congress (ANC) wird wieder zugelassen.

Im Anschluss an eine Friedenskundgebung in Tel Aviv fällt 1995 Ministerpräsident Yitzhak Rabin einem Attentat zum Opfer.

1997 wird der Weltöffentlichkeit Dolly, das erste geklonte Schaf, präsentiert.
Robert Wilson: "Doctor Caligari"
Pina Bausch: "Nelken"
Ariane Mnouchkine:
"Tambours sur la digue"
Der Begriff "Postmodern" ist philosophisch geprägt und verbindet einerseits eine extreme Visualisierung, andererseits die Auflösung von Wort und Sinn in Zeit und Bild. Das Ziel des postmodernen Theaters ist es, vorhandene Theaterarten aufzulösen sollen. Der Fokus liegt im Bewusstsein und nicht in emotionaler Erfahrung, politischer Kritik oder einfacher Unterhaltung.

Klassisches und modernes Theater sind Theater, die Illusionen verwenden, um die Realität zu imitieren. Das klassisches Theater erreicht die durch Verwenden von feststehenden historischen Formen, um Bedeutung zu übertragen. Das moderne Theater verwendet handelnden Methoden, die den Schauspieler und die Szene so nah wie möglich zu wirklichen Lebenssituationen bringen.

Postmodernes Theater beabsichtigt ein vorhandenes Stück zu verbessern, noch versucht es im traditionellen Sinn zu unterhalten. Das Publikum soll keine vorgefertigten politischen oder sozialen Thesen vorgesetzt bekommen, sondern sich aus den von den Künstlern gebotenen Informationen seien eigene Meinung bilden.

Seit den neunziger Jahren nimmt das Interesse an allem stark zu, was kein Stück mehr ist: Tanz, Performance, Live Art. Allen gemeinsam ist der weitgehende Verzicht auf die traditionelle Bedeutungsebene jedes Erzähltheaters. Es gibt keine erzählte Geschichte, keine psychologischen Charaktere mit leicht erkennbaren Persönlichkeiten, keinen historischen Kontext des Stücks und keine lineare Zeitfolge. Postmodernes Theater schließt keine Kompromisse.

Theaterautoren nennen ihre Produktionen nicht mehr "Drama" oder "Tragödie", da diese Kategorien ein für sich selbst verantwortliches, autonomes, bewusstes Individuum voraussetzen, das sich in freier Wahl für ein bestimmtes Handeln entscheidet und unter bestimmten Umständen daran zerbricht. Stattdessen hat sich der Terminus "Stück" eingebürgert. In ihm spiegelt sich die Beobachtung eines Menschentyps wider, der geprägt ist von Handlungs- und Sinnverlust, von Ohnmacht und Fremdbestimmung.

Akte und Szenen verschwinden und machen Platz für nahezu gleichrangige Bilder und Impressionen. Der Text wird zum gleichberechtigten Bestandteil eines gestischen, musikalischen und visuellen Gesamtzusammenhanges. An die Stelle des dramatischen Konflikts, der sich in Wort und Gespräch, in Debatte und Lösung niederschlug, treten das Aussprechen, der Nach-Klang, die Meditation oder die Verhinderung von Ruhe durch aggressive Konzepte.

Der Bühnenraum dient nicht mehr als Kulisse, vor der sich die Handlung abspielt und die auf ein reales Außen verweist, sondern als Projektionsfläche, die die Phantasie der Zuschauer stimulieren soll. Auch die Bühnenzeit wird autonom. Der Zuschauer erlebt Zeitverzerrungen in den Formen der Verlangsamung, der Beschleunigung, der Simultanität oder der Collage.

Wie bei jeder Kunstform stellt sich auch beim Theater die Frage: Wie geht es weiter? Manchmal scheint es, als hätten wir bereits alles gesehen, erlebt und darüber geflucht. Jede Neuentwicklung zieht automatisch weitere Neuentwicklungen nach sich, und je komplexer das Leben wird, desto komplexer werden auch unsere Methoden, die Realität künstlerisch zum Ausdruck zu bringen.
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