1813: Völkerschlacht in Leipzig. Soldaten des österreichisch-russisch-preußischen Heeres siegen in der bisher größten Schlacht der Weltgeschichte über die Franzosen und ihrer Verbündeten.

Rom erkennt 1822 Lehre des Kopernikus an. Dieser verwarf die Vorstellung von der Erde als Mittelpunkt des Universums.

Der deutsche August Wilhelm Schlegel übersetzt erstmalig die Shakespeare-Dramen (8 Bände).
Novalis (1772-1801)
Romantisches Bühnenbild
Premiere von "Hernani"
Im 19. Jahrhundert setzte, zunächst in Deutschland, dann auch in anderen europäischen Ländern, eine neue geistig-künstlerische Bewegung ein: die Romantik. Der Begriff wurde von Anfang an als Name für die Bewegung gebraucht. In seiner umgangssprachlichen Bedeutung wurde das Wort zur Charakterisierung eines bestimmten Naturgefühls und der Rückbesinnung auf mittelalterliche Traditionen heimisch. Die unterschiedlichen Ausprägungen der romantischen Kunst in den einzelnen europäischen Kulturen stimmen überein im Streben nach Beseitigung einschränkender Regelzwänge und Gattungsgrenzen, in der Hinwendung zur volkstümlichen Überlieferung, im Drang zur Natur und in der Offenheit gegenüber dem Religiösen.

Ihre Wortführer, allen voran die Gebrüder Schlegel und Friedrich von Hardenberg, der sich als Dichter Novalis nannte, stimmten in ihren Grundüberzeugungen anfangs noch mit den Klassikern überein. Auch sie standen dem Verlauf der Französischen Revolution kritisch gegenüber und plädierten in Bezug auf die politischen Verhältnisse in Deutschland für eine langsame Veränderung. Ihre Orientierung an der germanischen Vorzeit und am deutschen Mittelalter verstanden sie anfangs lediglich als eine Erweiterung der Klassik.

Erst allmählich entwickelten sie gegenläufige Ideologien und distanzierten sich vom idealistischen Humanismus. Im Ästhetischen sahen die Romantiker einen Ort, an dem sich das Individuum in seinem ganzen Reichtum an Gedanken und Gefühlen erfahren kann. Strebte die Klassik nach dem geschlossenen Ganzen, nach dem Harmonischen und Vollendeten, so bevorzugte die Romantik die offene Form, das Ungleiche und Unvollendete.

Das Lebenselement des romantischen Künstlers erwächst aus der Aufgabe, alles Reale in eine Funktion der Seele zu verwandeln, das Gefühl eins werden zu lassen mit dem Unendlichen. In ihren Werken ist immer wieder vom "Wandern ohne Ende" die Rede, von der Suche nach der "Blauen Blume", die unauffindbar bleibt. Der logisch-kausalen Denkweise wird vorgeworfen, die "schöpferische Musik des Weltalls" auf das gleichförmige "Klappern einer ungeheuren Mühle" zu reduzieren. Im Gegensatz zur Aufklärung erfahren jetzt der Traum und die Nacht eine Hochschätzung.

Neben den Verstand stellen die Romantiker die Intuition, neben die Wirklichkeit die Fiktion, neben die Wissenschaft den Glauben. Während in der Klassik der Dichter dem Philosophen nahe stand, tendiert jetzt seine Position zu der des Priesters. Der Künstler soll zum Organ Gottes werden und mit seinem Werk eine von der übrigen Welt abgesonderte Sphäre schaffen, ein Reich des schönen Scheins, in dem er der unumschränkte Herrscher ist.

Der Kampf gegen den Klassizismus fand seinen Höhepunkt in der legendären Theaterschlacht zwischen Klassikern und Romantikern anlässlich der Uraufführung von Victor Hugos blutrünstigem und melodramatischem Stück "Hernani" im Jahre 1850, die der französischen Romantik zum endgültigen Durchbruch verhalf. Für die Uraufführung engagierte Hugo keine bezahlten Beifallklatscher, sondern verließ sich voll auf die Unterstützung der Pariser Künstler. Diese erschienen auch prompt zum Kampf gegen die Traditionalisten, die das Stück wie erwartet auspfiffen und lautstark schalten.
Inhaltsverzeichnis
vorige Seite nächste Seite